BILDERGALERIE
BETRACHTUNG
Kunst kommt von Können
Kunstfertigkeit ist nicht nur ein Gefühl, ein rein emotional gesteuertes Schaffen oder gar Ausdruck einer momentanen Empfindlichkeit. Für Hubert Heinrich ist Kunst etwas, das auf einem klugen Konzept basiert. Ihm ist wichtig, seine Wahrnehmungsweise wiedererkennbar zu machen, seine Entwicklung sichtbar und seine Technik verständlich darzustellen. Seine Art und Weise von Kunst braucht Zeugen und deren Zeugnis. Sie lebt nicht allein von dem so genannten „tiefen Inneren“, das angeblich Kunst und Künstler oft beseelt.
Hubert Heinrich ist gradlinig. Alles Prätentiöse liegt ihm fern. Seine Kunst spiegelt das nicht nur wider, sie erhebt es zum Prinzip. Farbverläufe, Unschärfen und Bewegungen, die Bilder in vergangenen Jahren oft „schick“ gemacht haben, arbeitet er aus, zu dem einen einzigen Moment. Er ist ebenso präzise wie mutig, seine Bilder zu einer expliziten Sichtweise zu machen: klar, deutlich, wahrhaftig und wirklich.
Den Konstruktivismus fortgeführt – dessen Denke beispielsweise besagt, dass wir alle uns immer nur ein Bild vor der Wirklichkeit machen, dies aber nie für einzig wirklich halten dürfen – hat er auf die Spitze getrieben. Das tut er nicht, indem er Sichtweisen leugnet, sondern indem er Stellung bezieht für die Seine.
Kaum jemand in der heutigen Gesellschaft hält Zielstrebigkeit noch für „en vogue“ oder gar möglich, angesichts der Fülle möglicher Ziele. Hubert Heinrich geht mit seiner Art von Kunst ein großes Wagnis ein: Er bekennt. Und er bekennt Farbe.
Er formuliert eine Farb- und Klarsicht, die zu formulieren verbal fast unmöglich geworden ist. Er grenzt Verläufe aus und macht sie zu einem Kontrastspektrum, das wohl gewählt ist. Das bewusst nur eine mögliche Wahl ist, nämlich seine.
In einer Welt, in der Klarheit und Deutlichkeit vermeintlich global unterwandert werden und in Vielschichtigkeit versinken, scheint Unverbindlichkeit oft der sicherste Weg zu sein. Daher wird es dem Mainstream gerecht, Unschärfen zu produzieren und fraglich zu bleiben.
Das tut Hubert Heinrich nicht. Das hat er nicht nötig. Seine Sichtweise ist eine Sichtweise. Sie ist nicht nur möglich. Sie wird durch die Art seiner Darstellung lebendig und einzigartig. Wahrhaftig ohne Anspruch auf Wahrheit. Die kühnste Form jeder konstruktivistischen Darstellungsweise.
Klare Grenzen werden zu einer klaren Position, die Leugnung von Verläufen ist bei Hubert Heinrich nicht die Leugnung von deren Vorhandensein, sondern nur sein Mut und seine künstlerische Klarheit. Und dafür steht er gerade.
Wenn Kunst ihre eigene Disziplin noch als solche ernst nimmt, dann braucht sie Künstler, die sich jenseits eines gefälligen Mainstreams eine Position suchen und dafür eintreten.
Hubert Heinrich sieht sich in der Tradition des Konstruktivismus und hat diese Tradition längst überwunden bzw. fortgeführt. Im Zeitalter neuer Medien bedient er sich derer, um sichtbar zu machen, was die konstruktivistische Sichtweise in ihren Ursprüngen nicht hat voraus ahnen können.
Hubert Heinrich tritt ein für eine mögliche, niemals für die einzige Art und Weise zu sehen. Aber er macht seine Art und Weise zu sehen zu seiner Kunst. Und er zeigt damit, dass es möglich ist, Position zu beziehen, ohne Verrat zu üben.
Kunst zu schaffen wird in seinen Bildern zu Klarheit und Präzision, zu Klarheit und Konzept. Es tut gut, zu wissen, dass das möglich ist. Es tut der Kunst gut, wenn es Künstler gibt, die sich nicht aufdrängen, aber trauen. Hubert Heinrich bietet etwas an, das mehr als eine Lösung ist. Er bietet eine Sichtweise an. Und damit – im Sinne des Konstruktivismus – bietet er an, an mehr zu glauben, als an immerwährende Wahlmöglichkeiten. Er bietet an, den Mut aufzubringen, zu wählen. Das ist seine Klarheit. Das macht seine Bilder aus.
© Silke Niewenhuis
GEBURT UND WERDEGANG
Ausbildung zum Tischler
1994 Abgeschloßenes Studium Objekt-Design an der FH-Aachen
seit 1992 künstlerische Auseinandersetzung mit konstruktiver Gestaltung
seit 2001 freischaffender Maler
Ausstellungen (Auswahl)
seit 2015 Dauerausstellung im Uniklinikum Gießen, Abt. Radiologie
2012 Gruppenausstellung, Ostrale Dresden
2008 Art Karlsruhe
2006 Gruppenausstellung, "Curriculum Arte - Ch. Maether und SchülerInnen"
Suermondt-Ludwig Museum Aachen und Städtische Galerie Speyer
2004 Einzelausstellung in der Aula Carolina in Aachen